Die Radebeuler Fahrzeugsammlung

In der 120jährigen Geschichte der sächsischen Schmalspurbahnen entstanden zahlreiche Fahrzeuggattungen. Viele Bauarten waren schon nach wenigen Jahrzehnten durch stärkere Lokomotiven und größere Wagen verdrängt worden, welche dann bis in die 1970er Jahre das Bild der Bimmelbahnen bestimmten. Mitte der 1960er Jahre hatten noch einige Wagen der ersten Bauarten, meist als Bahndienstwagen, die Zeiten überdauert.

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Die Bemühungen vor allem Fritz Hagers - damaliger Dezernent Wagenwirtschaft der RBD Dresden - und das Interesse, das den alten Fahrzeugen anläßlich des 75. Jubiläums der Schmalspurbahn Grünstädtel – Oberrittersgrün entgegengebracht wurde, ließen die Reichsbahndirektion Dresden am 15. November 1965 verfügen, acht Zweiachser dem Verkehrsmuseum Dresden zu übergeben. Diese bildeten den Grundstock des Museumszuges, der sich seit 1967 im Bahnhof Radebeul Ost befindet.

Für einen Fahrbetrieb waren diese Wagen jedoch nicht geeignet. Die Eisenbahnfreunde, die sich um die Erhaltung des Museumszuges kümmerten und nun auch Sonderfahrten mit historischen Fahrzeugen anstrebten, erreichten deshalb, dass ab 1973 in Radebeul mehrere vierachsige Wagen mit noch weitgehend originaler Inneneinrichtung der früheren 2., 3. und 4. Klasse zusammengezogen wurden. Diese Wagen blieben als »Traditionswagen« weiterhin im Betriebspark der Deutschen Reichsbahn, die vor den ersten Fahrten im Sommer 1974 außerdem die IV K 99 539 nach Radebeul umsetzte. Im Frühling 1975 kam auch die letzte betriebsfähige Nachbau-VI K der DR, die 99 713, für die Traditionszüge nach Radebeul.

Der Erfolg dieser Sonderfahrten ließ die historischen Züge auf dem Lößnitzdackel zu einer festen Einrichtung werden. Trotz vieler Schwierigkeiten wurde bis heute der Fahrzeugpark gepflegt, erweitert und mehrere Fahrzeuge inzwischen aufwendig aufgearbeitet und wieder in Betrieb genommen. In unzähligen Arbeitsstunden konnten die Mitglieder der damaligen AG und des heutigen Vereins die Fahrzeuge immer weiter ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild annähern, während die DR und später auch die DB AG für die betriebssichere Vorhaltung und die fälligen Untersuchungen sorgte.

Seit 1994 verfügt unser Verein über eigene Fahrzeuge: Neben den seit langem zur Aufarbeitung vorgesehenen Wagen 970-302 und 979-009, die von der DB AG erworben wurden, übernahmen wir eine Diesellok der Baureihe V10C. Sie stand ursprünglich auf dem Anschluss des dkk-Kühlschrankwerkes in Niederschmiedeberg im Einsatz. Am 1. Juni 2000 gingen nach langen Verhandlungen mit DB Regio die Traditionslok 99 539, die Museumsloks 99 586 und 99 791 sowie sieben Wagen des Traditionszuges, darunter auch die Oberlichtwagen, in Vereinsbesitz über. Von DB Cargo erhielten wir im Sommer 2000 alle noch in Radebeul vorhandenen Güter- und Rollwagen. Die bei DB Regio verbliebenen Traditionsfahrzeuge kamen im Mai 2001 formell zu DB Museum Nürnberg.

Zusammen mit dem Betrieb auf der Radebeuler Strecke übernahm die BVO Bahn GmbH am 10. Juni 2004 alle in Radebeul und Freital stationierten DB-Fahrzeuge in ihr Eigentum. Die dem Verkehrsmuseum Dresden gehörenden, nicht betriebsfähigen Museumsfahrzeuge wurden ab 1. Januar 2005 in die Obhut der SSB Schmalspurbahnmuseum Radebeul gGmbH übergeben, der Verein wird weiterhin Pflege- und Erhaltungsarbeiten ausführen. Mit Sondergenehmigungen kam ein Teil der Wagen bei Festlichkeiten gelegentlich auch zum Streckeneinsatz.

 

Die BVO Bahn GmbH wurde im Mai 2007 in SDG - Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft mbH umbenannt.

 

Im Jahre 2017 wurde im Zuge der Liquidation der SSB Schmalspurbahnmuseum Radebeul gGmbH der Leihvertrag über die nicht betriebsfähigen Museumsfahrzeuge des Verkehrsmuseums Dresden aufgelöst und die Fahrzeuge dem neu gegründeten Tagungszentrum der sächsischen Wirtschaft übergeben. Da dieses kein Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit mit unserem Verein zeigte, sind die Zweiachser seither unzugänglich und ohne Pflege hinter dem Gebäude des Güterbodens abgestellt. Ein kleines Trostpflaster ist, dass sie seit 2019 immerhin überdacht abgestellt sind.